30.11.2007

Wenn die "Super Nanny" den Bodensatz erreicht, ...

Liebe Leser,

jeder von uns hat eine Internetverbindung. Und jeder hat Zugriff auf YouTube, myvideo und anderen Portale, die es ermöglichen die verschiedensten Sachen zu gucken. Selbst wenn man also mittwochs um 20:15 Uhr nicht auf RTL schaltet, wird man die "Super Nanny", auch bekannt als Katja Saalfrank, kennen. Spätestens seit Lukas und der "Kleenen Fotze". Doch was ich demletzt als Video vorfand, hinterließ auf mir einen gewaltigen Eindruck und wirft gleichzeitig die Frage auf, in welche Gesellschaft wir leben?

Super-Nanny - In welchen Zuständen leben wir eigentlich?

Schaue ich dieses Video an, so stellt sich mir die Frage, warum solches asoziales und absolut heruntergekommenes (man schaue sich bitteschön die Wände des Kinderzimmers an) "Gsocks" Kinder haben darf? Warum? Wir leben in einem liberalen Rechtsstaat. Soweit, so gut. Eigentlich sollte jeder, der biologisch dazu in der Lage ist, Kinder zeugen dürfen, einfach weil das biologische Ziel/Sinn des Lebens Fortpflanzung ist und das Zeugen der Familie im Grundgesetz verankert wurde (Schutz der Familie). Dennoch hinterfrage ich es, warum es nicht eine Art "Elternführerschein" gibt, wenn wir zugleich in einer Gesellschaft leben, in der man für alles Zertifikate, Ausweise, Führerscheine oder irgendwelche Qualifikationen braucht. Warum dürfen irgendwelche, teilweise noch nicht erwachsene bzw. geistlich reife Menschen "einfach so" aus Lust und Laune Kinder zeugen? Wir sind dann im Nachhinein die Frustrierten, die auf Grund von irgendwelchen peinlichen Sendungen ("Die Super Nanny", "Frauentausch", etc.), bei denen deutlich wird, wie es diesen "Eltern" an völlig grundlegenden Dingen mangelt (Kompromissbereitschaft, Allgemeinbildung, Verhalten, Erziehung, Selbstständigkeit, usw.), die Gesellschaft hinterfragen. Noch schlimmer wird's, wenn man alle zwei bis drei Tage über diverse Medien erfährt, dass Kinder getötet, erdrosselt, missbraucht, vergewaltigt, genötigt, verwahrlost oder ausgesetzt worden sind. Zumindest bei mir entsteht daraufhin eine Gefühlsmischung aus blanker Wut, Mitleid (für die Kinder!) und Verzweiflung. So fordere ich einen "Elternführerschein", damit irgendwelche halbreifen Eltern nicht in die Erlaubnis bekommen, Kinder zu zeugen. Wenn man sieht, dass das Projekt "Kindererziehung" schon von vornerein an fundamentalen Dingen zum Scheitern verurteilt ist, so ist es mir lieber, dass diese Menschen nicht die Möglichkeit haben, sich biologisch fortzupflanzen. Bevor unsere Gesellschaft aus Morden, gescheiterten Erziehungen, Adoptionen und Asozialen besteht, ist es mir lieber, dass wir ein noch schlechteres Bevölkerungswachstum in Kauf nehmen.

Darüber hinaus schockiert es mich, in welch einer schrecklichen Konsumgesellschaft wir leben. Da packt man scheiternde Eltern samt ihrer asozialen Familie vor das Kameraobjektiv, lässt die Kinder rebellieren und dabei die ausgemachte, natürlich sehr intelligent wirkende, Katja Saalfrank ihre pädagogischen Weisheiten aufstellen, die teilweise ausgemachter Humbug sind, und lockt damit Tausende von Zuschauern vor den Fernseher. Unglaublich.

Das war's von mir, lassen Sie es sich durch den Kopf gehen. Glückauf!

29.11.2007

DAKA - Nicht Schuldig

DAKA ist zwar bisher ein unbekannter Rapper, dies ändert jedoch nichts daran, dass er mit seinem Track "Nicht Schuldig" völlig zurecht für den "YouTube Secret Talent"-Wettbewerb nominiert ist. Sicherlich sind DAKAs Lines und gerade der Flow technisch noch sehr unausgereift, dennoch ist festzuhalten, dass er mit seinem sozialkritischem und Fragen aufwerfendem Song "Nicht Schuldig" einen interessanten Denkanstoß und zumindest eine interessante Hörprobe, die sich von dem Rest HipHop-Deutschlands unterscheidet, bietet. Empfehlenswert.

DAKA - Nicht Schuldig


Ich weiße an dieser Stelle nochmal explizit daraufhin, dass wenn Solo-Künstler meine Aufmerksamkeit haben wollen, sie schlichtweg eine Hörprobe an mich schicken sollen - ich werde mir bei Gelegenheit das Zeug anhören und es in meinem Blog bzw. auf dt. HipHop-Foren promoten.

28.11.2007

Indiana Pacers: Ist Weniger mehr?

Als die Indiana Pacers in die Saison gingen, waren mehr Fragezeichen hinter der Franchise aus dem Osten als in ein Jugendkrimi-Buchsammlung: Es gab Verwirrung um Jermaine O'Neal, der immer wieder in Tradegerüchte verwickelt war und der darüber hinaus Verletztungsprobleme hatte, das Team verlor in Person von Al Harrington, Stephon Jackson, Sarunas Jasikevicius und nicht zuletzt Darell Armstrong sowohl sportliche Stützen, als auch Spieler, die abseits des Platzes für die Franchise wichtig sind und man verpasste 2006/2007 die Playoffs. Die Leistung von Leuten wie der von einer Verletzung wiederkehrende Jamal Tinsley, Danny Granger, Mike Dunleavy, Ike Diogu oder David Harrison war hingegen schwer abzusehen - allesamt mussten in ihre Rolle hineinwachsen ... und die Indiana Pacers gingen mit verdammt schlechten Vorzeichen in die Saison.

Knapp einen Monat später, nach 15 absolvierten Spielen, stehen die Pacers mit einer soliden Bilanz von 7-8 mitten im Playoff-Kampf (derzeit mit New Jersey ex equo auf dem 9. bzw. 10. Platz). Das Team spielt besser, als die meisten es gedacht haben, lässt die Kritiker verstummen ... und das obwohl Jermaine O'Neal, der eigentliche Star des Teams, verletzungsbedingt fehlt. Während seiner Absistenz mausern sich hingegen andere Spieler, die bis dato nur mittelklassige, wenn auch talentierte Rollenspieler waren, zu Führungsspieler: neben Jamal Tinsley, der das Team als Leader führt, sind vorallem Danny Granger (SF), der seine Punkteausbeute bei gleichgeblieber Minutenanzahl um 4 Zähler erhöhen konnte und nebenebi noch 6 RpG und 2 ApG verbuchen kann, und Mike Dunleavy (SG), der sehr intelligent und dabei effektiv agiert (16/6/2.5), für den Aufschwung verantwortlich. Von der Weiterentwicklung der Flügelspieler konnten ebenfalls andere, nicht minder talentierte, Spieler profitieren: Ike Diogu, David Harrison und Shawne Williams erzielen in PpG Karrierebestwerte.

Bei all dem Erfolg und dem insgesamt positiven Fazit, das man nach einigen Spielen ziehen kann, stellt sich die Frage, ob man in Indiana den eigentlich Franchise-Spieler Jermaine O'Neal noch braucht. Denn trotz aller sportlichen Fähigkeiten, ist festzuhalten, dass der Power Forward mit seinem 20-Millionen-Vertrag (p.a.) den "Salary Cap" der Pacers, die sich im Rebuild befinden, schwer belastet, darüber hinaus notorisch verletzt ist und bislang sportlich nur wenig zum Teilerfolg beitragen konnte. Angesichts dieser Umstände, wirft sich zwangsläufig die Frage auf, ob es nicht sinnvoller wäre O'Neal zu traden - sowohl für die Pacers, die dadurch finanziell mehr Spielraum hätten und ihre jungen Spieler noch mehr zum Zug kommen lassen könnten, als auch für O'Neal, der mit einem Trade zu einem guten Team dem Titeltraum näher wäre, als je zuvor, ist.

Ob nun mit oder ohne Trade: Steht fest, dass die Zukunft der Indiana Pacers rosiger aussieht, als man hätte vermuten können. Mit Tinsley, Troy Murphy und Dunleavy hat man reife Spieler, die Erfahrung mitbringen und als Leader taugen, mit Danny Granger, der bisher sowohl offensiv, als auch defensiv seinen Job gut macht, vielleicht einen zukünftigen Star. Komplettiert wird das Quartett von Ike Diogu, der zwar derzeit verletzt ist (gerissene Wadenmuskulatur), aber dennoch sehr vielversprechende Ansätze zeigen konnte, und anderen, talentierten Rollenspieler wie bspw. Shawne Williams, Travis Diener, David Harrison oder Marquis Daniels. Rechnet man dazu noch den Gegenwert für einen möglichen Jermaine O'Neal-Trade (Talente, Picks, auslaufende Verträge) und den eigenen Draftpick 2008, so kann man sich auf eine zukünftig schlagkräftige Pacers-Truppe gefasst machen.

27.11.2007

CD-Review: Kollegah - Alphagene

Kritiker des dt. HipHop werden nicht viel mit Kollegah anfangen können: Inhaltsloser, Randgruppen (ob nun Schwule, Behinderte, Schweizer Deutsche oder Dicke ist nur von sekundärer Bedeutung) verachtender HipHop, der darüber hinaus selbstlöblich, arrogant und überheblich wirkt. Dass sich jedoch weitaus mehr als inhaltsloser Prolorap hinter der Fassade verbirgt, wird erst auf den zweiten Blick deutlich.

So auch bei dem hoch gehypten "Alphagene"-Album, bei welchem Kollegah die Messlate verdammt hoch ansetzt: Nach dem düsteren, kollegah-typischen "Intro" folgt das erste Highlight der Platte: Mit "Veni, Vidi, Vici" bietet der Selfmade-Rapper auf zwei Strophen ein absolutes Manifest seiner Fähigkeiten. Zwar wurde das Lied schon vorab als Freetrack und Vorgeschmack veröffentlicht, dies ändert jedoch nichts an der Qualität von "Veni, Vidi, Vici". Ein weiteres Highlight stellt die dritte Version des "Showtime"-Klassikers dar, auf welchem Kollegah in beeindruckender Manier beweist, in welchem Tempo er Reimketten aneinenaderreihen kann, ohne dabei unsauber zu flowen. Nach einigen, verhältnismäßig schwächeren Tracks ("24/7", "Kuck auf die Goldkette 2007", "Endlevel"), die jedoch bezüglich Wortspielen, Punchlines und Doppel- und Dreifachreimen dennoch überzeugen können, bringt Kollegah mit "Vom Dealer zum Star" das meiner Meinung nach beste Lied des Album. So schafft er es kurzum seine Drogendealer-Karriere zu umschreiben, verzichtet dabei nicht auf Punchlines/Wortspiele ("eine Wohnung - heruntergekommen wie Ex-Drogenjunks", "eine Geldstrafe, die sich gewaschen hat - wie Hygiene-Freaks", "die Erwartungen (Air-Wartungen) sind hoch - wie ein Tarnbomberpilot") und wirkt samt der von Bintia gesungenen Hook auf dem Eurodance-Beat sehr überzeugend. Mit "Der Boss hängt voll Gold" bietet er seinen Fans ein weiteren Track, der seine überragende Technik zeigt und bei dem er an Punchlines nicht spart. Kommen wir nun also zu den prominenten Features: Während "Legenden" (feat. K.I.Z.) und "Selfmade Endbosse" mit Laben-Kollegah Favorite sehr zu überzeugen wissen, sind die Collabos mit Bass Sultan Henzgt ("Machomannstyle") und Toony ("Sie hassen uns") nur mittelmäßig. Festzustellen ist weiterhin, dass auf dem von Punchlines geprägten Album auch traurige Lieder nicht zu kurz gekommen: Mit "Alles was ich hab" bedankt sich Kollegah bei seiner Familie und auf "Ein Junge weint hier nicht" (in Zusammenarbeit mit Label-Boss Slick One sowie Tarek) wird die schwere Vergangenheit der beiden Rapper umschrieben. Auch auf dem "Star"-Skit wirkt Kollegah tiefgründig und flowt darüber hinaus wie ein Gott. Festzuhalten ist, dass alle drei deepen Tracks absolute Bomben sind. Weniger sensationell, aber dennoch überzeugend wirken die letzten beiden Songs - "Pokerfacekönig" sowie das "Outro".

Alles in allem gelingt Kollegah mit dem von JAW, Rizboe uvm. produzierten "Alphagene"-Album ein Highlight des deutschen Rapjahres, bei welchem er wieder einmal ein beeindruckendes Repertoire an schlagkräftigen Punchlines, doppeldeutigen Wortspielen, rasend schnellen Double- und Tripletimes, bildhaften Metaphern und vorallem einen weichen, verbesserten Flow an den Tag legt. Zwar bietet "Alphagene" Fans von HipHop mit Sinn und Anspruch nicht viel, dennoch ist Kollegahs Klasse unverkennbar. Mit "Alphagene" bescherte er mir und dem dt. Rapvolk in der Tat einen Klassiker, den ich "rund um die Uhr - wie eine Rolexlunette" höre.

7.75 von 10